Pädagogische Einrichtungen

„Die Jungs aus der Klasse versperren uns nach der Pause den Weg“ oder „Die anderen Mädchen machen sich über mich lustig, wenn ich spreche“ oder „Mein Cousin guckt mich immer so komisch an!“. All das sind Aussagen, wie wir sie so oder ähnlich in vielen Kursen zu hören bekommen. Von Grenzüberschreitungen im Schulalltag bis hin zu körperlicher und sexualisierter Gewalt gibt es eine große Spannbreite an Erfahrungen, welche den Lebensalltag der Mädchen prägen. Wir hören unseren Teilnehmerinnen genau zu und ermutigen Mädchen, die Situationen selbst zu lösen, die sie lösen können und üben Hilfe zu holen für die Momente, die Mädchen nicht allein lösen können und sollten.

- Mädchen sind siginifikant häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen als Jungen, je älter, desto stärker der geschlechtsspezifische Unterschied

- jedes 3.-4. Mädchen ist von sexuellem Missbrauch betroffen, die Täter sind fast immer Männer aus dem näheren Umfeld

- Eine Studie zur Erfahrung erwachsener Frauen mit Behinderungen und Beeinträchtigung zeigt, dass diese zwei- bis dreimal häufiger als Mädchen ohne Behinderung sexuellem Missbrauch in Kindheit und Jugend ausgesetzt sind

Jugendliche Mädchen

- im Alter von 12 Jahren nehmen die Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt signifikant zu

- im Alter von 14-16 Jahren geben fast ein Drittel der Mädchen an, körperliche Formen sexualisierter Gewalt erlebt zu haben, bei Mädchen, die Förderschulen besuchen, betrifft es fast die Hälfte der Mädchen

-62 Prozent der Mädchen im Alter von 16-19 Jahren haben körperliche sexualisierte Gewalt erlebt, und 78 Prozent Formen nicht-körperlicher sexualisierter Gewalt. In den meisten Fällen wiederholen sich die Erfahrungen

(‚SPEAK‘- Studien „Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher“, 2017, 2018, 2021)

Beschimpfungen, Beleidigungen und Abwertungen auf dem Schulhof, im Klassenraum oder im Schulbus sind für viele Mädchen keine Seltenheit. Das wirkt sich negativ auf das Selbstbild, die Schul- und Lernfreude sowie auf das Sicherheitsempfinden aus. Das muss nicht so bleiben!

Wendokurse bieten Mädchen Handlungsoptionen aktiv für sich und ihre eigenen Rechte einzutreten.

Wir finden, dass die Bekämpfung von Gewalt gegen Mädchen nur das absolute Minimum ist. Wendokurse können Mädchen helfen, sich erfolgreicher durchzusetzen, wenn ihre Grenzen verletzt werden. Aber uns geht es auch darum, dass Mädchen ihre Möglichkeiten frei entdecken können, mehr Orte erkunden, mutig für sich selbst eintreten und stärker und selbstbewusster werden. Es gibt so viele Regeln, die Mädchen vorschreiben, wie sie sein sollen. Wir ermutigen Mädchen, herauszufinden was sie wollen und das eigene Leben, Bedürfnisse und Wünsche wichtig zu nehmen.

Wir arbeiten mit Schulen, mit Einrichtungen der Jugendarbeit und -hilfe, freien und staatlichen Trägern zusammen. Wir klären, welches Angebot für die Mädchen in der jeweiligen Altersgruppe passend ist.

Wichtig bei Kursen für Mädchen unter 15 Jahren ist, dass die Altersspanne möglichst gering gehalten wird und nicht mehr als 2-3 Jahre beträgt. Auch die Sozialisationsstufen Vorschule, Grundschule, weiterführende Schule spielen dabei eine wichtige Rolle. Mögliche Altersstaffelungen sind beispielsweise:

Dauer unserer Kurse sind mindestens 10 Zeitstunden. Diese können auf 7 Wochen jeweils 1,5 Stunden, 5 Wochen jeweils 2 Stunden verteilt werden oder auch kompakt an 2 oder 3 Tagen stattfinden.

Schupperstunden halten wir für nicht sinnvoll, da das Erlernen von Selbstbehauptung ein ernstes sich Einlassen auf Eigenes voraussetzt. Dies kann nicht in kurzer Zeit abgehandelt werden.

In all unseren Kursen arbeiten wir nach den Qualitätskriterien des Bundesfachverbandes Feministische Selbstverteidigung und Selbstbehauptung (BV FeSt)  und den Qualitätsstandards für Angebote zur Selbstbehauptung von Mädchen und Jungen im Landkreis Marburg-Biedenkopf.